"Jeder will sein Nordkorea!" 1. Herbstakademie erfolgreich beendet

Niemand hätte gedacht, dass Nordkorea so eine zentrale Rolle im nachhaltigen Tourismus spielt! Bei der 1. Brandenburger Herbstakademie am 7. November wurden die TeilnehmerInnen jedoch eines besseren belehrt. David Osebik war extra für diese Veranstaltung aus Österreich nach Lübbenau gekommen, um mit dieser provokanten Aussage über seine Arbeits als Geschäfsführer des Tourismusverbandes Gesäuse in der gleichnamigen Nationalparkregion zu berichten.

Die wesentliche Erkenntnis hinter dieser Aussage war folgende: Im Gesäuse gibt es eine klare Aufgabentrennung zwischen Nationalparkverwaltung und Tourismusverband. Der Nationalpark ist der "Wertemotor der Regionalentwicklung" und bestimmt damit vor allem, wie die Landschaft geschützt und entwickelt wird. Der Tourismusverband hingegen konzentriert sich auf die Vermarktung der Region über die Regionsmarke "Gesäuse". Damit hat jede Institution "ihr eigenes Nordkorea" und kann dank klarer Aufgabentrennung eigenständig agieren. Anders als in Nordkorea findet natürlich auch eine enge Kooperation zwischen beiden Akteuren, im Kern tut jedoch jeder genau das, was er am besten kann.

Neben David Osebik bereicherten noch eine Reihe anderer ExpertInnen die Veranstaltung. So berichtete Andreas Zimmer vom Tourismuscluster Brandenburg über die verschiedenen Ansätze von nachhaltigem Tourismus in Brandenburg. Auch Franziska Diallo von Good Travel und Susana Ceron Baumann vom Forum Anders Reisen waren mit dabei und brachten ihr Wissen in die Werkstattgespräche ein. Gemeinsam mit den TeilnehmerInnen diskutierten sie über Erfolgsfaktoren bei der Entwicklung und Vermarktung nachhaltiger Tourismusprodukte. Im Ergebnis waren sich alle einig, dass vor allem Faktoren wie eine klare Positionierung auf dem Reisemarkt, eine gute Vernetzung und Kooperation aber auch die Glaubwürdigkeit der AnbieterInnen über den Erfolg im nachhaltigen Tourismus entscheiden.

War der 1. Tag der Herbstakademie mit seiner Fachtagung schon ein Erfolg, so verlief auch die Exkursion am 2. Tag zur Zufriedenheit aller TeilnehmerInnen. Gut 20 Personen waren zunächst auf dem Spreewald-Campingplatz von Familie Rähm in Lübbenau zu Gast. Vom Mehrwegbecher für den Gästekaffee bis zur Solaranlage auf dem WC-Gebäude, hier konnten sich die TeilnehmerInnen einen guten Einblick verschaffen, wie Nachhaltigkeit im Campingbereich umgesetzt werden kann.

Auch beim Bootsverleih Richter gab es zahlreiche Anregungen für einen umweltbewussten Unternehmensalltag als Kanuverleiher. So bietet der Bootsverleih nicht nur eine solide Einweisung aller Paddler, sondern fordert sie auch auf, die Boote bis 18 Uhr wieder zurückzugeben. Das entlastet nicht nur die Spreewaldlandschaft in den Abendstunden sondern auch die Mitarbeiter, die so pünktlich Feierabend machen können.

Landschaftlich ähnlich abgeschottet wie Nordkorea stand das Waldhotel Eiche als nächstes Exkursionsziel an. Während in diesem Land "Nachhaltigkeit" sicherlich kein Thema ist soll es in Zukunft im Waldhotel Eiche genau um dieses Thema gehen. Am Hotel angekommen führte Geschäftsführer Thomas Eick die Gruppe über das Hotelgelände und stellte seine Pläne für sein nachhaltiges Biosphären-Partnerhotel vor. Auch hier war zu sehen, wie wichtig die Einstellung und das Engagement der Entscheidungsträger ist, die in diesem Fall mit viel Elan sein Hotel auf einen neuen Weg bringen will.

Fazit der Herbstakademie: Man kann auch von Nordkorea lernen, aber auch von den KollegInnen, die in so manchen Dingen schon deutlich "nachhaltiger" sind, als man meint!